4: Neusitzer Steige

Bemerkung: die Steige  befindet sich 100 m westlich des Tafelstandortes an der Verzweigung von Rad- und Waldweg unmittelbar links es Bildstockes (siehe unten) 

Zustand im Jahr 2016

Die Neusitzer Steige war Teil einer der Altstraße, die z. T. seit dem 8. Jahrhundert, von Rothenburg aus nach Ansbach führte und sich dort weiter verzweigte. Ihr Verlauf ist noch heute und an verschiedenen Flurbezeichnungen in der Karte der Uraufnahme des 19. Jahrhunderts wie beispielsweise Straßenäcker, Hochstraße u. a. nachvollziehbar. Steigen sind ideal geeignet für Überfälle:
Im Jahr 1558 versetzte ein Mord nicht nur Neusitz wochenlang in Aufregung, er bewirkte auch eine ernsthafte Verstimmung zwischen Rothenburg und Ansbach. Im September fand man im Holz bei Steinach am Wald die Leiche eines Mannes, Hans Heilig. Auf Anordnung Rothenburgs wurde die Leiche auf dem Neusitzer Friedhof begraben. Da es sich bei dem toten um einen ansbachischen Boten handelte, der eine Nachricht nach Rothenburg bringen sollte verlangte man die Herausgabe des Mannes. Dies geschah aber nicht, da Rothenburg der Auffassung war der Mord sei auf städtischem Boden geschehen und so wäre die Stadt auch für die Aufklärung zuständig. Außerdem hatten sie den Mörder schon gefangen genommen und ins Gefängnis gebracht. Der Name des Mörders war Gilg Mantel. Er stammte aus Onoldsheim bei Craisheim. Schon zuvor war er wegen Diebstahls verurteilt worden, weshalb ihm die Ohren abgeschnitten wurden. Außerdem war für ihn der Aufenthalt in Rothenburg und der Landwehr auf Lebzeiten verboten.

Restaurierung 2021 durch eine privates Projekt von Herrn Paul und Helmut Geißendörfer (Petersaurach). Deutlich ist nun das Wappen der Rothenburger Patrizierfamilie Geißendörfer erkennbar.

Zum Tatgeschehen berichtete er, dass er in einer Wirtschaft in Geslau auf das spätere Opfer traf, als er mit zwei schon nicht mehr ganz nüchternen Männern beisammen saß. Als Heilig sich verabschiedete begleitete Gilg Mantel ihn bis nach Gunzendorf, wo der Mörder eine Weile wartete und ihm dann folgte. Im Marktholz (Grenzwaldzwischen dem Rotenburger und dem Ansbacher Hoheitsgebiet) holte er sein Opfer ein. Heilig hatte ein „Spießlein“ zur Verteidigung bei sich. Da er aber sehr stark betrunken war, konnte der Mörder ihn von hinten angreifen und versetzte ihm mit dem „Spießlein“ mehrere Stiche in Kopf und Hals und beraubte ihn. Vier Tage später konnte der Mörder in Schweinsdorf gestellt werden. Elf Tage später wurde er mit dem Schwert gerichtet und anschließend gerädert.
Bemerkung: der oben und rechts  abgebildete Bildstock befindet sich 100 m westlich des Tafelstandortes an der Verzweigung von Rad- und Waldweg.

 

 

 


Die Dominikanerinnen

Die Dominikanerinnen bekamen 1255 von Lupold von Nortenberg eine Besitzung in Neusitz, auf dem diese ein Kloster errichteten. Bereits 1256 übersiedelten sie mit Erlaubnis des Würzburger Bischofs aber nach Rothenburg in das geschenkte Gut (heute das Reichsstadtmuseum).
Dennoch wohnten noch bis 1554, also zehn Jahre nach der Reformation in Rothenburg, im Neusitzer Kloster Nonnen, zuletzt nur noch eine. Das Kloster hielt nach Quellen eine offene Weinschänke, es lag ja unmittelbar an einer Handelsstraße.

 

Der Kampf um Wasser

  • 1446 war ein sehr dürrer Sommer, daß viel Brunnen, Weiher und Flüsse vertrockneten und war große Noth, aber der Wein ist gut worden; (Chronik des Marktfleckens Burgbernheim, 1844)
  • 1616 es dieß Jahr ein dürrer Sommer und fehlte an Mahlwasser, Mäuse und Heuschrecken gabs viel, die Schaden thäten, auch sind verderblich Wetter gewesen, im Herbst ist alles erfrohren und alles theuer worden, auch Ruhr und Fieber überall grassiret. Daßgleichen Anno 1617 war wieder ein dürrer Sommer, viel Mäus und Heuschrecken haben großen Schaden gethan; (Chronik des Marktfleckens Burgbernheim, 1844)
  • Des Herbstes erste Hälfte war schön und warm, die zweite aber veränderlich und kalt. – Der Winter zeigte sich sehr gelind mit wenig Schnee. – Der Frühling war kalt und trocken. – Auch der Sommer war kühl und noch in der Nacht des 23. Juny erfroren die Erdbirnkräuter. Zugleich herrschte große Trockenheit, so daß starker Wassermangel für die Mühlen eintrat und Mehl aus entfernteren Gegenden herbeigeschafft werden mußte“. (Jahrbuch der Stadt Ansbach 1831/32

Ausreichend Wasser in entsprechender Qualität zur Verfügung zu haben war in vergangener Zeit für Rothenburg ein großes Problem. Trockenheit führt zum Versiegen mancher Quellen, das stark gipshaltige Wasser der Umgebung verursachte nach Meinung des Rothenburger Arztes Pürkheimer 1866/67 das häufige Auftreten von Kröpfen bei der Bevölkerung. Der Bauerngraben neben dem Chaussehaus bei Neusitz (südl. des heutigen Tierheimes,1981 abgebrochen) mit einer Viehtränke lieferte besonders weiches Wasser und wurde daher um 1803 von den „Rothenburger Wirten jeden Herst zum Bierbrauen geholt. (Müller, S.172).

1868 erschloss man mittels Stollen Wasser im Blasensandstein. Einer dieser Stollen ist auf dem obigen Bild der „Roten Steige“ bei Neusitz zu sehen.

Foto: Erna Popp, Geslau

Bis in die 1950-er Jahre musste der Grossteil der Bevölkerung  Westmittelfrankens „das benötigte Trink- und Nutzwasser alten Dorfbrunnen oder sogenannten Hausbrunnen entnehmen. Wie es früher üblich war, wurden diese Brunnen mitten im bebauten Gebiet angelegt, oft liegen sie unmittelbar neben Jauchegruben und Dungstätten oder Straßengullys, sodaß sie ständig der Gefahr größter Verunreinigungen ausgesetzt sind.“Während die Stadt Rothenburg o. d. T. und die Gemeinden im westlichen Vorland der Frankenhöhe 1962 an die Fernwasserversorgung angeschlossen wurden,besaßen die Gemeinden auf der Frankenhöhe noch Jahre keinen Fernwasseranschluss und waren auf ihre Eigenversorgungsanlagen angewiesen.

Die meisten Orte (z.B. Cadolzhofen, Geslau, Gastenfelden und Traisdorf) im Unteren Gipskeuperbereich (Myophorienschichten und Estherienschichten) sind auf die Wässer aus diesen Schichten angewiesen. Sie sind im allgemeinen nicht gerade wasserarm, aber durch die mehr oder weniger mächtigen Gipseinlagerungen ist das Quellwasser sehr hart, z. T. ungenießbar.
Für Rothenburg wurde vor dem Anschluß an die Fernwasserversorgung Westfranken das Wasser aus einer Bohrung bei Neusitz (Chausseehaus), die unmittelbar unter dem Grenzdolomit angesetzt ist, gewonnen. Das Wasser ist verhältnismäßig weich, reichte aber bei weitem nicht aus, Deshalb wurde die Bohrung in einem zweiten Bauabschnitt von zuerst 25 m Teufe auf 63 m in den Oberen Muschelkalk vertieft, jedoch ohne wesentlichen Erfolg. Nördlich Rothenburg erreicht dieser Sandstein eine Mächtigkeit von ca häufigsten an der Grenze LehrbergschichteniBlasensandstein. Die bedeutendsten liegen wohl bei Wachsenberg, am Hang nach Süden, sowie
an der Staatsstraße Rothenburg-Ansbach. Ein 16 m tief vorgetriebener Stollen dient als Sammler und führt sein Quellwasser zusammen mit den Wässern der anderen Quellen mittels einer Rohrleitung zum Wasserbehälter südlich der Staatsstraße.

Fischteiche

Unterhalb der Roten Steige befinden sich heute mehrere Fischteiche, die der Bezirks-Fischerei-Verein seit den 1960-er Jahren angelegt hat. Die Karte der Uraufnahme von 1834 zeigt an dieser Stelle keinerlei Teiche. Im Rathaus von Neusitz befindet sich allerdings eine Karte von 1793, die nördlich der alten Straße von Rothenburg nach Ansbach mit der Beschriftung “der See” einen Teich zeigt und infolge der Wegeführung südlich und der Signaturen einen wesentlich größeren ehemaligen See vermuten lässt, der im Laufe der Zeit durch Sedimenteintrag verlandete. Auch bestand im 18. und 19. Jahrhundert die Tendenz Teiche trockenzulegen und zwecks der Nahrungssicherung in Ackerland umzuwidmen.

Wüstung Hürblach
Unmittelbar südlich des obersten Teiches lag am Seelein seit etwa 1300 (vergl. Karte) der Weiler Hürblach, der 1449 vom Ansbacher Markgraf niedergebrannt wurde. Im Gegensatz zu weiteren zerstörten Dörfern wurde Hürblach nicht wieder aufgebaut; die verbliebenen Bürger übersiedelten nach Neusitz.

Karte der Uraufnahme von 1836

 

Weinanbaureliktflächen am Lug ins Land

Nordwestlich des Tafelstandortes befindet sich der markante Aussichtspunkt am Lug ins Land. Dort wurde an den Westhängen noch zum Zeitpunkt der Uraufnahme Wein angebaut (gelbe Flächen), teilweise auch Hopfen (grüne Flächen). Die roten Linien kennzeichnen die Flurstücke begrenzenden Heckenreihen. Man findet dort aber (gesteinsbedingt) keine Lesesteinriegel wie im Taubertal.  (Wird noch fortgeführt).


Weitere Informationen finden Sie bei der Gemeinde Neusitz