5: Schweinsdorfer Steige

 

Diese kleine, im Wald zwischen Schweinsdorf und Linden verlaufende Straße nennt sich „Alte Schweinsdorfer Steige“. Sie galt früher als wichtiger Handelsweg für Kaufmänner und Händler, welche zwischen den Reichsstädten Rothenburg und Nürnberg unterwegs waren und war auch noch im 20. Jahrhundert in Benutzung.

Noch im 19. Jahrhundert waren die Flächen beidseits der Straße unter landwirtschaftlicher Nutzung, heute sind sie bewaldet.

Von Linden führt sie über die sog. Weinstraße über Windelsbach, den Nordrand der Cadolzhofer Hut über Burghausen und Poppenbach nach Oberdachstetten und von dort weiter bis nach Nürnberg. In Burghausen und Poppenbach befanden sich längs dieses Weges befestigte Burgen bzw. Türme, die dort heute noch als Turmhügelrelikte vorhanden sind.

Entlang dieser Straße kann man heute zwei historische Sühnekreuze entdecken, die auch mit einer kleinen Informationstafel gekennzeichnet sind. Als Sühnekreuze werden Steinkreuze bezeichnet, die meist aus Sandstein, Kalkstein, Granit oder Basalt gefertigt,

 ca. 80-120 cm hoch und ca. 40-60 cm breit sind. Oft sind diese Kreuze leider nur noch sehr schlecht erhalten, stark verwittert oder gar verschwunden, da die meisten zur Zeit des 13. bis 16. Jahrhunderts errichtet wurden. Der Grund für das Aufstellen eines solchen Sühnekreuzes war meist ein Totschlags- oder Morddelikt. So wollte man durch ein Steinkreuz am Ort des Todes die Vorrübergehenden dazu bringen Fürbittgebete für den ohne Sterbesakrament gestorbenen Menschen zu sprechen. Alle aus dem Mord bzw. Totschlag entstanden Verpflichtungen und Gesetzmäßigkeiten wurden in einem Sühnevertrag mit der Familie geregelt.

Zu dem in Richtung Linden liegenden Sühnekreuz, welches auch „Die Spinnerin“ genannt wird, ist bekannt, dass es lediglich eine Nachbildung ist, 1983 erneuert wurde und das Original heute nicht mehr erhalten ist. Das ursprüngliche Kreuz wurde vermutlich im Spätmittelalter aufgestellt. Für den Grund der Errichtung gibt es drei Theorien:

  • Zwei Jungfrauen gingen abends von Schweinsdorf nach Linden in die Rockenstube (Spinnstube). Auf dem Heimweg gerieten beide in Streit, und die Stärkere erstach die Schwächere mit der Spind

  • Eine junge Magd ging öfters abends allein von Schweinsdorf nach Linden in die Rockenstube. Auf die Frage, ob sie sich auf dem Heimweg durch den Wald nicht fürchte, forderte sie durch ihr leichtfertiges Geschwätz den Teufel heraus. Am nächsten Tag wurde sie mit abgetrenntem Kopf im Wald gefunden und der Kopf war verschwunden.

  • Ein Mädchen aus Schweinsdorf ging eines Nachts allein nach Linden in die Spinnstube. Auf die Frage, ob es sich allein in der Nacht nicht fürchte, sagte es: „Selbst wenn der Teufel käme, hätte ich keine Angst.“ Am anderen Tag fand man sie tot und ihr Kopf war umgedreht.

Das andere Sühnekreuz an der Alten Schweinsdorfer Steige, auch „Kepplinger Kreuz“ genannt, findet sich in Richtung Schweinsdorf, wobei sich am linken Wegrand (O) das 1987 erneuerte Kreuz und am rechten Rand (W), ca. 10m hinter der Leitplanke, das noch erhaltene aber stark verfallene Original befindet. Zum Grund der Errichtung dieses Kreuzes hält sich die Sage, dass Hans Georg Kepplinger aus Birkach dort am 21.Mai des Jahres 1699 wegen einer Beute von 16½ Gulden ermordet wurde. Kurz nach der Beerdigung soll sein Raubmörder Johann Christoph Denderlein von der Dorfmühle an der Tauber gefasst und der Tat überführt worden sein. Als Todeswürdiger wurde er in Ketten und Bande geschlagen und hätte bei lebendigem Leib gerädert werden sollen. Aufgrund vielfacher Fürbitten wurde er dafür am 09.Juni 1699 mit dem Schwert hingerichtet.

Hinweis:

Rund 500 m südöstlich des Kepplingerkreuzes, jenseits der Straße von Schweinsdorf nach Linden befindet sich ein Waldweg, der durch das Naturreservat „Schweinsdorfer Ranken“ führt, Es befindet sich im Staatswald und wird durch den Forstbetrieb Rothenburg ob der Tauber der Bayerischen Staatsforsten betreut. Die 37 Hektar große Fläche wurde im Jahr 1978 als eines der ersten Naturwaldreservate in Bayern ausgewiesen. Nähre Informationen finden Sie unter dem Internetauftritt des Forstbetriebes Rothenburg:

http://www.baysf.de/de/wald-schuetzen/naturwaldreservate/naturwaldreservat-schweinsdorfer-rangen.html


Weitere Informationen 

Gemeinde Windelsbach